Cannabidiol (CBD), das bereits zur Behandlung von Angstzuständen, Schlaflosigkeit, Epilepsie und Schmerzen erforscht und eingesetzt wird, könnte einer neuen Studie zufolge der nächste Superkampfstoff zur Bekämpfung resistenter Infektionen sein. Die Forscher haben CBD gegen eine Vielzahl von Bakterien getestet, "darunter auch solche, die gegen die gängigsten Antibiotika resistent geworden sind", sagt Dr. Mark Blaskovich, leitender Forscher am Centre for Superbug Solutions im Institut für Molekulare Biowissenschaften an der Universität von Queensland in Australien.Diese Entwicklung ist wichtig, da die Antibiotikaresistenz nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ein gefährliches Ausmaß erreicht.
Was die Forschung zeigt
CBD ist eine nicht psychoaktive Verbindung, die aus Cannabis und Hanf gewonnen wird; sie erzeugt nicht den Rausch, den normales Marihuana erzeugt. Bisher hat die FDA CBD nur zur Behandlung seltener und schwerer Formen von Krampfanfällen zugelassen, obwohl es für viele andere gesundheitliche Vorteile angepriesen wird. Blaskovich stellte die Forschungsergebnisse am Sonntag auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie vor. Die Forschung umfasst Arbeiten im Reagenzglas und an Tiermodellen. Auf Tagungen präsentierte Forschungsergebnisse sollten bis zur Veröffentlichung in einer von Experten begutachteten medizinischen Fachzeitschrift als vorläufig betrachtet werden.
"Als erstes haben wir uns die Fähigkeit von CBD angesehen, Bakterien abzutöten", sagt er. Die Forscher testeten CBD gegen Stämme von Staphylokokken, die Hautinfektionen verursachen, und Streptokokken, die Halsentzündungen verursachen. Sie verglichen, wie wirksam CBD im Vergleich zu gängigen Antibiotika wie Vancomycin und Daptomycin war. "Wir haben untersucht, wie schnell CBD die Bakterien abtötet. Es geht ziemlich schnell, innerhalb von 3 Stunden, was ziemlich gut ist. Vancomycin (Vancocin) tötet innerhalb von 6 bis 8 Stunden."
CBD unterbricht auch den Biofilm, die "Klebeschicht" um die Bakterien, die es dem Antibiotikum erschwert, einzudringen und sie abzutöten. Schließlich haben Laborstudien gezeigt, dass "CBD viel weniger wahrscheinlich Resistenzen hervorruft als bestehende Antibiotika", sagt Blaskovich. CBD ''ist selektiv für die Art der Bakterien'', sagt er. Er stellte fest, dass es gegen grampositive Bakterien wirksam ist, aber nicht gegen gramnegative Bakterien. Gram-positive Bakterien verursachen unter anderem schwere Hautinfektionen und Lungenentzündungen. Zu den gramnegativen Bakterien gehören unter anderem Salmonellen (die in nicht ausreichend gekochten Lebensmitteln vorkommen) und E. coli (Ursache von Harnwegsinfektionen, Durchfall und anderen Krankheiten). In einer weiteren Studie, die ebenfalls auf der Tagung vorgestellt wurde, testeten Forscher die topische Anwendung von CBD zur Behandlung einer Hautinfektion bei Mäusen. Laut Blaskovich verringerte sich die Zahl der Bakterien nach 48 Stunden, obwohl die Infektion nicht beseitigt wurde. Diese Forschung ist noch nicht abgeschlossen.
